Neu bei laif: Helena Lea Manhartsberger

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Wir freuen uns, Helena Lea Manhartsberger als neue laif-Fotografin vorstellen zu können. Helena wurde 1987 in Innsbruck geboren und ist eine international tätige Fotografin und Multimediajournalistin mit Sitz in Wien.

Vor ihrem Fotojournalismus und Dokumentarfotografie Studium in Hannover und Aarhus, absolvierte sie das Studium Internationalen Entwicklung an der Uni Wien und studierte Fotografie in Yogyakarta. Sie setzt sich kritisch mit stereotypen sowie rassistischen Darstellungsformen in visuellen Medien auseinander und konzentriert sich auf kollaborative Methoden in der Fotografie. Seit 2011 ist sie beim Verein ipsum tätig, wo sie in den Bereichen Methodenentwicklung, Projektmanagement und Workshopleitung zu Themen wie Media Literacy und Visuellen Medien arbeitet.

Mehr über Helena erfahrt ihr ab Mittwoch, den 21. Februar 2024 auch auf Instagram. Eine Woche lang wird sie den laif-Account übernehmen und über angewandte und freie Projekte berichten.

 

laif auf Instagram

 

Ein Werbeplakat mit ukrainischer Flagge und einem Soldaten
Drei Menschen mit Waffen gehen eine Treppe nach oben

Im Vorfeld dazu hat Katja Kemnitz ein Interview mit ihr geführt:

 

Du bist gerade in der Ukraine. Für wen fotografierst du vor Ort?

Ich bin seit dem 6. Februar in Kyiv, im Auftrag für die österreichische Zeitung Der Standard und die schweizer Zeitung WOZ hingefahren, aber auch im Gespräch mit anderen Medien für die ich regelmäßig arbeite. Die letzten Male waren das u.a. Die Zeit, das SZ Magazin und die FAZ. Die meisten Termine ergeben sich dann vor Ort. Neben den Aufträgen recherchiere ich auch an eigenen Projekten.

 

Wie oft warst du bereits in der Ukraine und wie sind deine Eindrücke als Fotojournalistin?

Seit Beginn des Krieges bin ich jetzt zum vierten Mal vor Ort. Das letzte Mal ist allerdings schon ein Jahr her und ich bin gespannt, was sich seitdem verändert hat. Besonders interessieren mich die Entwicklungen der politische Lage, sowie der Rückhalt und die Stimmung in der Bevölkerung beispielsweise im Bezug auf die Mobilisierung, Selenskyjs Politik oder die schwindende internationale Aufmerksamkeit wegen der Situation in Gaza und Israel.

In Kontrast zu dieser relativ großen und allgemeinen Ebene, ziehen mich die kleinen Geschichten an, die ganz individuelle Perspektiven auf das Geschehen zeigen und abseits der klassischen Heldenerzählungen durchaus auch ein kritisches und nicht romantisierendes Bild des Krieges zeichnen.

Mein Gesamteindruck als Medienschaffende in Konfliktregionen ist ein sehr ambivalenter. Kriege werden immer von viel Propaganda auf allen Seiten mitbestimmt und die Produktion von Bildern spielt dabei eine ausschlaggebende Rolle. Umso aufmerksamer müssen wir handeln und uns stets unserer Position bewusst sein, damit die eigene Arbeit nicht so leicht instrumentalisiert werden kann.

Leider kenne ich die Ukraine nur im Kriegszustand und habe deshalb keine persönlichen Erfahrungen, wie das Land und die Menschen in Friedenszeiten waren. Ich hoffe aber, dass ich die Ukraine bald auch von dieser Seite – im Frieden – kennenlernen kann.

Zwei Menschen kuscheln und sehen in die Kamera
Ein abgehangenes Verkehrsschild
Ein Lager mit gespendeten Dingen


 

Der Krieg wird auch über manipulierte Bilder und irreführende Nachrichten geführt. Hat sich deine Arbeitsweise mit der Zunahme von Fake News geändert.

Heute gibt es zwar mehr Wege zur Manipulation, v.a. durch Deep Fakes, AI Bilder, etc. und mehr Plattformen, um diese zu verbreiten, als früher, aber Propaganda und Missinformation sind – speziell in Kriegen – keine neuen Phänomene.

Ich versuche vor allem bei Bildern und Videos genauer hinzusehen, mir so viele Perspektiven wie möglich anzuschauen/anzuhören und Quellen zu überprüfen. Das macht natürlich die Recherche aufwendig, aber das gehört zum Beruf dazu. Außerdem finde ich es wichtig, auch bei sehr moralisch aufgeladenen und emotionalen Themen, denselben kritischen Anspruch zu bewahren, den man auch bei weniger nahen Geschichten hat.

Ich finde den Austausch mit Kolleg:innen wichtig, um Situationen gemeinsam einzuschätzen und sich stets bewusst zu sein, aus welcher Position und in welchem Kontext man spricht. Auch Fakten Checks durch weitere Personen in den Redaktionen sind natürlich wünschenswert.

 

Zu dem Thema Medienkompetenz gibst du Workshops, unter anderem auch an Schulen. Wie aufgeklärt sind junge Menschen über diese Gefahr?

Ich bin seit 2011 beim Verein ipsum aktiv, wo ich in den Bereichen Methodenentwicklung, Projektmanagement und Workshopleitung arbeite. Was alle ipsum-Projekte verbindet, ist ein Fokus auf Selbstausdruck, Perspektivwechsel und Dialog, durch und über Fotografie und andere Medien.

Mein Fokus liegt auf Media Literacy oder Medienkompetenz. Hier geht darum, dass Menschen einen bewussten Umgang mit Medien lernen. Ich konzentriere mich besonders auf visuelle Medien, auch in Kombination mit Text.

Unser Alltag ist in all seinen Facetten von Bildern geprägt. Dennoch wird der Umgang mit diesen Medien selten thematisiert oder gar in der Schule gelehrt. Die extrem schnelle Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und die steigende Wichtigkeit der vielen, sehr bildtragenden, Sozialen Medien (instagram, tiktok, telegram,..), bestätigen die Wichtigkeit, dass vor allem Kinder und Jugendliche einen kritischen Umgang mit visuellen Medien- und der Nachrichtenwelt lernen. Dabei geht es nicht nur um Fake News, sondern auch um Themen wie Rassismus, Homophobie, Bodyimage, Klasse etc.

Meiner Erfahrung nach brauchen die Jugendlichen nur einen Impuls, einen Raum über die Wirkung, Gefahren und Chancen von Bildern zu sprechen und der Rest passiert dann ganz von alleine. Sie sind meistens neugierig und haben Lust sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und auch selbst Bilder zu machen. Ich habe den Eindruck, dass die jüngeren Generationen, die mit Sozialen Medien aufgewachsen sind, einen bewussteren Umgang damit haben, als ihre Eltern.

Bildung ist meiner Meinung nach der Schlüssel um aufgeschlossene, kritische, neue Medienschaffende, aber auch reflektierte Konsument:innen hervorzubringen.

Junger Mensch mit Waffe im Wald
Zwei Hände halten eine Teufelsmaske
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