Oh, das ist gar nicht so einfach, eine konkrete Arbeit herauszupicken. Die Minister:innen sind schon immer sehr spannend. Kevin Kühnert für die Taz zu fotografieren hat mich sehr gefreut, einfach weil er auch Berliner ist und ich mir schon dachte, dass das ein guter Termin werden könnte. Das war es dann auch. Vielleicht ist das typisch Berliner, aber mit ihm konnte ich direkt reden, als wäre er ein Kumpel von mir. Einfach sehr sympathisch und er hatte zusätzlich auch etwas Zeit mitgebracht.
Ein anderer, sehr schöner Job war Geertje Marquardt zu fotografieren, die vorhatte, mit nur einem Schlitten Grönland einmal zu durchqueren. Ihre Vorbereitungen für diese Reise zu dokumentieren, auch diese innere, seelische Vorbereitung zu bebildern, hat Spaß gemacht und war sehr inspirierend.
Noch ein letztes Beispiel: Die F.A.Z. hatte mich beauftragt, ein Ehepaar in einer sogenannten „Intelligenzsiedlung“ der ehemaligen DDR zu fotografieren. Diese Siedlung wurde damals speziell für Künstler:innen und Intellektuelle gebaut. Die Frau gehörte damals, als Jugendliche, mit ihren Eltern zu den Erstbezüglern. Sie lebt mit ihrem Mann noch heute dort. Über diesen Auftrag habe ich mich gefreut, weil ich mich auch durch meine eigene Biografie in meinen freien Projekten viel mit Ostdeutschland und der Nachwendezeit beschäftige.
Die DDR und die Aufarbeitung der Wende- bzw. Nachwendezeit ist mein selbstgewählter Schwerpunkt, weil ich finde, dass wir nach wie vor in einer Aufarbeitung stecken. Diese Aufarbeitung leistet einen nicht unerheblichen Beitrag dazu, wie wir das hier und jetzt begreifen. Es gibt ja auch heute noch Nachwirkungen. Deshalb finde ich es sehr spannend, wenn ich Menschen treffe, die mir von damals erzählen können. Von dem Land, aus dem ich ja auch komme. Ich bin 1984 in Ost-Berlin geboren.