Neu bei laif: Thomas Pirot

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Wir freuen uns, Thomas Pirot als neues Mitglied bei laif vorzustellen. Seit 2017 arbeitet er als Fotograf und gelegentlicher Filmemacher u. a. für Capital, Carl Zeiss, Deutsche Fußball Liga, Focus, Manager Magazin, Stern, DER SPIEGEL, SZ Magazin, taz, TIME und DIE ZEIT.

Er lebt in Mainz und studierte dort bis 2016 Kommunikationsdesign. Die Fotografie bietet ihm die Möglichkeit, verschiedene Orte und Menschen kennenzulernen und laut eigener Aussage: Immer neugierig zu bleiben.

Mehr über unseren neuen laif-Fotografen erfahrt ihr ab Mittwoch, den 22. November 2023 auch auf Instagram. Eine Woche lang wird er den laif-Account übernehmen und über seine Arbeit berichten.

 

 

laif auf Instagram

 

Im Vorfeld dazu hat Katja Kemnitz ein Interview mit ihm geführt:

 

Du fotografierst nicht nur, sondern filmst auch. Gibt es Geschichten, die sich für Bewegtbild besser eignen?

Tendenziell würde ich alles erst einmal mit Fotos lösen. Ich habe zwar große Freude am Filmen und arbeite auch als Kameraperson auf einem Festival, aber im Arbeitsalltag nimmt die Videografie noch einen sehr kleinen Anteil ein.
Ein Video bedeutet immer auch ungleich mehr logistischen und konzeptionellen Aufwand. Es bleibt auch nie nur beim Filmen, sondern es braucht auch den Ton, Schnitt und Videobearbeitung – das bedeutet auch für Kund:innen mehr Kosten und Zeitaufwand.

 

Kann man mit einer guten Bildstrecke eine genauso intensive und starke Geschichte erzählen, wie mit einem Film?

Auf jeden Fall! Sonst wäre ich nicht Fotograf und würde das Medium wechseln.

 

Welche Videoarbeit war bisher deine größte?

Es gibt eine 60-minütige Dokumentation, in der wir schwule Männer zu diversen gesellschaftlichen Themen befragt haben. Da wir die Interviews sowieso aufzeichnen mussten, haben wir uns entschlossen, diese Gespräche auch zu filmen. Wir hätten für das Projekt natürlich auch die Interviews abtippen und die Männer porträtieren können. In Situationen wie dieser ist Film dann schon das immersivere Medium.

 

Du triffst bei deiner Arbeit verschiedenste Menschen. Gibt es Begegnungen, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Einerseits sind es bekannte Persönlichkeiten. Ich finde es spannend, solche Menschen in meinem Arbeitskontext kennenzulernen und zu sehen, wie sie abseits der Darstellung in den Medien sind.
In Erinnerung geblieben ist mir besonders Christine Lagarde. Ich durfte sie bereits zwei Mal fotografieren. Einmal für Die Zeit und einmal für DER SPIEGEL. Als ich sie das zweite Mal getroffen habe, war gerade die Corona-Hochzeit und sie begrüßte und verabschiedete alle mit der Faust. Sie war die erste Person, bei der ich dachte: Sie macht das schon immer so. Das hat einfach so natürlich gewirkt. Sie ist eine Person, an die man sich einfach erinnern muss. Wenn sie einen Raum betritt, nimmt sie ihn richtig ein.

 

Passiert es häufig, dass dich verschiedene Aufträge zu denselben Personen führen?

Es passiert nicht so oft, aber manchmal doch. Den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein etwa habe ich in diesem Jahr schon drei Mal fotografiert.

 

Du hast gesagt, dass dir einerseits bekannte Persönlichkeiten in Erinnerung bleiben. Wer hat dich noch besonders beeindruckt?

Ich finde es auch immer herausfordernd, mit Menschen zu arbeiten, die ihre Rolle irgendwie aufgedrängt bekommen haben. Menschen, denen etwas widerfahren ist und die deshalb plötzlich von öffentlichem Interesse sind. Solche Aufträge sind auf einer ganz anderen Ebene spannend und sie nehmen mich oft auch noch einmal mehr ein und mit.

Für einen Auftrag durfte ich zum Beispiel Çetin Gültekin kennenlernen. Er ist der Bruder des in Hanau ermordeten Gökhan Gültekin und kämpft seit dem Anschlag aktiv gegen Rassismus und für Aufklärung im Namen seines getöteten Bruders. Das war eine sehr wichtige und emotionale Begegnung für mich. Es hat mich beeindruckt, wie er nach so einem Schicksalsschlag nicht in die Opferrolle begibt, sondern diese Kraft aufbringt, auch für die anderen Opfer und Hinterbliebenen zu kämpfen.

 

Was sind für dich die Herausforderungen bei so einem Auftrag?

So ein Fotoauftrag ist für alle Beteiligten immer sehr herausfordernd. Wenn zusätzlich ein Interview stattfindet, ist das gefühlt viel konzentrierter. Natürlich schwebt immer auch im Raum, warum wir jetzt alle hier zusammen sind. In diesem Zusammenhang ist das Fotografieren auch irgendwie eine seltsame Situation, weil die Menschen vor meiner Kamera ja nicht freiwillig in dieser Rolle sind. Sie sind durch einen Schicksalsschlag in diese Situation gedrängt worden.

Ich versuche die Fotos deshalb möglichst partizipativ zu gestalten und gebe auch Kontrolle ab. Ich bin mir meiner besonderen Verantwortung in diesen Situationen immer sehr bewusst. Mir ist grundsätzlich wichtig, dass sich mein Gegenüber wohlfühlt. Aber gerade bei solchen Fotos erkläre ich ganz genau, was ich mache und warum.

Dadurch, dass ich ausschließlich mit natürlichem Licht arbeite und manchmal auch an ungewöhnliche Orte gehe, die auf den ersten Blick nicht nach einer geeigneten Fotolocation aussehen, ist es umso wichtiger, meine Beweggründe für den Ort oder eine Pose zu erklären.

 

Du bist neu bei laif. Warum hast du dich für laif als Agenturvertretung entschieden?

Laif ist ganz einfach die renommierteste Agentur. Aber besonders überzeugt hat mich das Konzept der Genossenschaft. Ich bin selbst Genossenschaftsmitglied und finde es großartig, die Möglichkeit zu haben, einen Teil von laif zu besitzen, aber auch aktiv mitgestalten zu können. Agenturen, die in der Hand von riesigen Medienkonzernen sind, wären nichts für mich.

 

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