Ich würde meine Arbeit nicht als aktivistisch beschreiben – vor allem, weil ich den Fotografien eine Offenheit in der Deutung lassen will, anstatt den Betrachter:innen eine bestimmte Lesart vorzuschreiben. Das heißt aber nicht, dass ich versuche, neutral zu bleiben oder meine eigene Haltung zu verbergen.
Ich beschreibe meinen Ansatz als ‚involvierte Dokumentation‘, was für mich bedeutet, dass ich meine eigenen Erfahrungen und Beziehungen zum Thema und den Menschen, die ich durch das Projekt kennenlerne, als Teil der Arbeit sehe. Ich trete mit Menschen in Austausch, zeige ihnen meine Bilder und frage nach ihrer Meinung dazu. Ich baue zu ihnen eine Beziehung auf, wie ich zu den Orten eine Beziehung aufbaue, die für mein Projekt eine Rolle spielen.
Die langsame Zerstörung und das Verschwinden des Dorfes Immerath über Jahre mitzuerleben, half mir, mich in Menschen hineinzuversetzen, die von dort umgesiedelt wurden. Mein eigenes Handeln in der Welt ermöglicht mir also, sie auf eine bestimmte Weise wahrzunehmen und die Fotos in dieser Wahrnehmung zu verankern. Ich analysiere meine Reaktionen auf das Erlebte und versuche daraus wieder Rückschlüsse auf das Thema selbst zu ziehen. Mit diesem Ansatz grenze ich mich auch von der Idee eines Fotojournalisten als ‚fly on the wall‘, also eines unbeteiligten Beobachters, ab.