Neu bei laif: Manolo Ty

Interview
Portrait eines Mannes in schwarzweiß
Fotograf:in
Interview
Kategorien
News
Wir freuen uns, Manolo Ty als neuen laif-Fotograf vorstellen zu können. Ty hat über 100 Länder bereist und verfolgt dabei ein klares Ziel: das interkulturelle Verständnis fördern und Bewusstsein für die Bedrohung der Umwelt sowie für den Erhalt kultureller Traditionen schärfen.

Seine Werke wurden weltweit in mehr als 80 Ausstellungen präsentiert und in mehreren Bildbänden veröffentlicht. Besonders große nationale und internationale Aufmerksamkeit erlangte er mit seinem Bildband »Pakistan Now«. Mit »Tropics & Traditions« ist gerade sein neuer Bildband über Indonesien erschienen.

Mehr über Manolo erfahrt ihr ab Mittwoch, den 18. Dezember 2024 auch auf Instagram. Bis Sonntag wird er den laif-Account übernehmen und über seine Arbeit berichten.

laif auf Instagram

Katja Kemnitz hat ein Interview mit ihm geführt:

 

Du hast mit »Tropics & Traditions« gerade ein Buch über Indonesien veröffentlicht und zeigst darin die Vielfalt des Landes. Wie schafft man es so einem großen Land in einem Bildband gerecht zu werden?

Die Frage habe ich mir während meiner Arbeit an dem Bildband auch immer wieder gestellt. Es ist natürlich unmöglich ein Land mit fast 300 Millionen Einwohner:innen in all seinen Facetten in einem einzelnen Buch darzustellen. Deshalb geht es für mich sehr viel darum, die Atmosphäre einzufangen. Aber dafür muss man zuerst selbst ein Gefühl für das Land in seiner Vielschichtigkeit bekommen. Und das kann länger dauern als man denkt.

Im Falle von Indonesien waren das bei mir im Endeffekt fünf Jahre und 45.000 Kilometer Reise. In dieser Zeit kommen natürlich immer weitere großartige Eindrücke und Bilder dazu. Das heißt der Selektionsprozess und die Reflexion und Einordnung des Erlebten bekommen eine besondere Bedeutung.

 

Du hast auch bereits ein Buch über Pakistan veröffentlicht. Wie lernt man ein Land gut kennen?

Indem man sich komplett auf das Land einlässt. Man muss sich seiner eigenen Voreingenommenheit entledigen und auf eine Entdeckungsreise ins Ungewisse gehen. Wenn man nur seine Erwartungen abhakt, bekommt man am Ende nur ein erwartbares Ergebnis. Ich treffe die Menschen und lasse mich von ihnen überraschen. Das kann der Teeverkäufer an der Ecke oder der Stammesführer in seinem Palast sein.

Ein Gespräch auf Augenhöhe setzt viel Empathie, Respekt und Vertrauen voraus. Dann öffnen sich oft Türen zu ungeahnten Möglichkeiten. Neben dem menschlichen Faktor spielt aber auch die Zeit eine Rolle. Auch wenn Geduld nicht meine größte Stärke ist, lernt man beim Warten oft mehr über ein Land und seine Einwohner:innen als man denkt.

 

Fünf Jahre Arbeit ohne gezielte Erwartungen erfordert nicht nur Geduld, sondern auch finanzielle Risikobereitschaft. Wie gelingt es dir, solche Projekte zu finanzieren?

Die Finanzierung für meine persönlichen Vorhaben kommt eigentlich immer aus eigenen Mitteln. Bei einem Projekt wie »Tropics & Traditions« steht meine künstlerische Selbstverwirklichung und der Gedanke, etwas mit meiner Arbeit bewegen zu können, definitiv im Vordergrund.

Mit einem guten Auftrag kann ich vor der Haustür in einer Woche mehr Geld verdienen und bin sicherlich auch nicht solchen Strapazen ausgesetzt. Aber vielleicht ist es genau diese Herausforderung, die mich an meine Grenzen bringt, die mich erfüllt und meiner Arbeit einen Sinn gibt. Andere Menschen gehen für ihren Ausgleich skifahren oder fallschirmspringen, ich gehe arbeiten. Und gleichzeitig ist es das beste Training für besondere Aufträge, da ich aus meiner Erfahrung heraus immer weiß, was ich liefern kann.

 

Wie wählst du die Themen für deine Langzeitprojekte aus? Gibt es ein Kriterium, das dir sagt: »Das ist es wert, fünf Jahre zu investieren?«

Es muss sich um ein Thema handeln, von dem ich weiß, dass ich nicht nach ein paar Monaten sage: »Ok, jetzt hab ich es alles verstanden und dazu gibt es nicht viel mehr zu sagen.« Gleichzeitig sollten es einen zeitlosen Charakter besitzen, der auch noch in zehn oder zwanzig Jahren Relevanz hat.

 

Während deiner Reisen gab es sicher Momente des Zweifels. Wie motivierst du dich weiterzumachen?

Zweifel begleiten mich bei meinen eigenen Projekten konstant: Interessieren die Geschichten eigentlich noch jemanden anderen als mich? Finde ich dafür überhaupt einen Verlag? Ist es das wirklich wert, dass ich über einem Schweinestall schlafe oder dafür gerade mein Bein verlieren könnte?

Der innere Zweifel ist wahrscheinlich das mich begleitende Korrektiv, wenn ich allein unterwegs bin. Aber es gibt auch immer wieder Momente, da steht ein Projekt dann still. Meine Motivation kommt dann oft aus der Überzeugung, dass ich mit den Bildern etwas bewirken kann, das größer ist als mein eigenes Schaffen.

 

Gibt es ein Land oder eine Region, die du unbedingt als nächstes erkunden möchtest?

Je mehr man reist, desto mehr Orte landen letztendlich auf der Bucketlist. Meine Liste ist also sehr lang. Mich würden die arktischen Regionen Russlands sehr interessieren. Nachdem ich in der Arktis in Alaska und Europas unterwegs war und die gravierenden Veränderungen aufgrund des Klimawandels dort beobachtet habe, würde es mich interessieren wie die Einwohner:innen sich dort auf die neuen Umstände einstellen. Außerdem würde ich wahnsinnig gerne mal auf einem Expeditionsschiff mitfahren und die Arbeit der Wissenschaftler:innen unterstützen.

 

Du bist neu bei laif. Warum hast du dich für uns als Agentur entschieden?

Ich glaube in Zeiten wie diesen ist es gut, sich zusammen zu schließen, um mehr zu bewegen. Zudem mag ich den moralischen Kompass von laif, der gerade jetzt enorm wichtig geworden ist.

 

Zum Portfolio

Manolo buchen

teilen
LinkedIn