Stadtmarketing-Kampagne

Nico Kurth
Fotograf:in
Nico Kurth
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»Du machst Heilbronn.« – mit diesem klaren und persönlichen Slogan startet die Stadt Heilbronn eine Kampagne, die ihre Bürger:innen nicht nur in den Mittelpunkt stellt, sondern zum Mitmachen einlädt.

Seit dem 2. April 2024 sind überall in der Stadt Heilbronn Porträts von Menschen zu sehen, die sich auf vielfältige Weise für ihre Stadt engagieren – sei es durch Gärtnern im Quartier, Kinderbetreuung auf dem Gaffenberg oder das tägliche Müllsammeln beim Spaziergang.

Konzipiert und begleitet wurde die Kampagne von der Agentur wirdesign, die mit viel Gespür ein Erscheinungsbild geschaffen hat, das Nähe schafft und Menschen verbindet.

Ziel der Kampagne ist es, das Engagement sichtbar zu machen, das Heilbronn zusammenhält – und andere zu inspirieren, selbst aktiv zu werden. Fotografiert wurde die Kampagne von laif Fotograf Nico Kurth. Ihren krönenden Abschluss findet die Aktion in einer Ausstellung auf der Inselspitze – einem Ort der Begegnung, genau wie die Kampagne selbst.

Nico Kurth, laif Fotograf

»So etwas gelingt nur mit einem tollem Team und wenn alle Hand in Hand arbeiten. Genau das hatten wir.«

 

Doch wie entsteht eigentlich so eine Kampagne, bei der echte Menschen im Mittelpunkt stehen? Wie wird aus einer Idee ein öffentliches Statement für Zusammenhalt und bürgerschaftliches Engagement? Und was kann authentische Fotografie zum Image einer Stadt beitragen?

Darüber sprechen wir im Interview mit Milva-Katharina Klöppel, bei der Stadt Heilbronn mitverantwortlich die für die Konzeption und Umsetzung der Kampagne verantwortlich war, und mit dem laif Fotografen Nico Kurth, der den Menschen hinter dem Engagement ein Gesicht gegeben hat.

Milva-Katharina Klöppel, Stadt Heilbronn

»Ich denke, der Wert der authentischen Fotografie ist nicht zu unterschätzen. […] Über die Fotos wurden zahlreiche Dialoge angeregt – es sind sich Menschen begegnet, die sich vorher nicht kannten.«

 

 

Was war das Ziel Ihrer Kampagne »Du machst Heilbronn«?

Milva-Katharina Klöppel: Ziel der Kampagne war es, die Vielfalt an ehrenamtlichem Engagement in der Stadt zu zeigen. Gleichzeitig sollten die Frauen und Männer, die sich in ganz unterschiedlicher Weise für den Zusammenhalt der Heilbronner Stadtgesellschaft engagieren, wertgeschätzt fühlen. Durch dieses Zusammengehörigkeitsgefühl sollte auch das allgemeine Wohlbefinden und ein Gefühl der Sicherheit in der Stadt gefördert werden.

 

Wie lange hat die Vorbereitung und das Shooting für diese Kampagne gedauert?

Nico Kurth: Ich würde sagen die Vorbereitung hierfür gingen relativ schnell. Bei der Konzeptentwicklung zur Bildsprache waren wir uns sehr schnell einig, dass wir einen natürlichen Bildlook haben möchten aber dennoch kontrollierte Lichtverhältnisse, d.h. ganz ohne Equipment geht es dann doch nicht. Da die Stadt einen sehr großen Part, nämlich das Casting bereits übernommen hatte und hier sehr pragmatisch vorging, konnten wir einiges an Zeit sparen.

 

Welche Personen schwebten Ihnen vor und wie haben Sie diese gecastet?

Milva-Katharina Klöppel: Je unterschiedlich die Personen sein konnten, desto besser. Auch die unscheinbaren Helden des Alltags wollten wir ansprechen. Gecastet wurde gar nicht – es gab einen Aufruf und im Anschluss konnten alle, die Lust hatten, sich für ein Fotoshooting anmelden.

 

Was waren die besonderen Herausforderungen bei diesem Projekt?

Nico Kurth: Die Kampagne bestand im wesentlichem aus zwei Teilen. Zum eine aus ersten Fotoshootings ganz klassisch mit wenigen und gut geplanten Motiven sowie viel Vorbereitungszeit. Nach den ersten positiven Rückmeldungen ergab sich die Möglichkeit das Projekt in der zentral gelegenen Heilbronner Galerie „Inselspitz“ auszustellen. Für die über 300qm Fläche fotografierten wir dann weitere 30 Teilnehmende, die alle portraitiert und interviewt wurden.

Es gab einen zentralen Treffpunkt auf dem ehemaligen Gelände der Bundesgartenschau. Von dort aus musste ich innerhalb kurzer Zeit eine vertrauensvolle Verbindung zu den Personen aufbauen und einen jeweils geeigneten Ort zum fotografieren finden. So etwas gelingt nur mit einem tollem Team und wenn alle Hand in Hand arbeiten. Genau das hatten wir.

 

Ist Ihre Absicht aufgegangen? Wie waren die Reaktionen auf die Kampagne?

Milva-Katharina Klöppel: Die Reaktionen auf die Kampagne waren durchweg positiv. Bei den Teilnehmenden entstand ein Gefühl des Stolzes. Insgesamt konnten wir mit den tollen Fotos zeigen, wie viel Energie und Engagement in Heilbronn steckt.

 

Was kann Ihrer Meinung nach authentische Fotografie für das Image einer Stadtgemeinschaft leisten?

Milva-Katharina Klöppel: Ich denke, der Wert der authentischen Fotografie ist nicht zu unterschätzen. Die Teilnehmenden waren ganz unterschiedlich – einige strotzten vor Selbstbewusstsein, andere waren einfach nur neugierig. Am Ende haben die Fotos die ungeschminkte Realität der Stadt gezeigt. Über die Fotos wurden zahlreiche Dialoge angeregt – es sind sich Menschen begegnet, die sich vorher nicht kannten.

 

Was nimmst du persönlich von so einem Shooting mit?

Nico Kurth: Ich habe so viele tolle, offene und auf so unterschiedlicher Weise engagierte Menschen getroffen, dass ich mir selbst die Frage gestellt habe, was ich für meine Stadt bzw. Umgebung tue. Um ehrlich zu sein ist das gar nicht so leicht zu beantworten. Dann ist mir eingefallen, dass ich in der Grundschule meines Sohnes oft den herumliegenden Müll in die überfüllten Mülleimer werfe. Ich denke wenn jede:r in unserer Gesellschaft ein bisschen mehr tut als notwenig ist, würden wir ein ganzes Stück weiter kommen.

 

Hast du eine Empfehlung, was Auftraggeber:innen bei einem solchen Shooting schon bei der Planung berücksichtigen sollten?

Nico Kurth: Natürlich ist es für so ein großes Projekt wichtig die richtige Idee oder Vision zu entwickeln, zu formulieren und diese in der Öffentlichkeit wirksam zu teilen. Die richtigen Teilnehmer:innen für derartige Projekte findet man nicht in Castings oder Modelagenturen, sondern wie bei dieser Kampagne direkt nebenan vor der eigenen Haustür. Als Fotograf freut man sich immer wenn man schon frühzeitig in eine Kampagne involviert wird und gemeinschaftlich Ideen entwickeln kann.

 

Milva-Katharina Klöppel, würden Sie anderen Kommunen eine solche Kampagne auch empfehlen?

Definitiv – man darf den Aufwand nicht unterschätzen. Die drei Shooting-Tage waren sehr intensiv – am Ende ist aber ein großartiges Gesamtkunstwerk entstanden, auf dass die Ehrenamtlichen der Stadt sowie die Stadtverwaltung stolz sein können.

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